Akademisches Schreiben ist einer der Bereiche in Studium und Lehre, der durch generative KI-Tools unter besonderem Anpassungsdruck steht.

Warum noch Schreiben, wenn ChatGPT dies übernehmen kann – und womöglich besser? Wie können Studierende künftig zum Schreiben motiviert werden, wenn KI-Tools ihnen diese Arbeit scheinbar auf Knopfdruck abnehmen? Im Rahmen des LehrSnacks, welcher am 12. Dezember 2024 stattgefunden hat, griff Janna Gerdes aus der Schreibwerkstatt der Uni Osnabrück diese Fragen in einem praxisnahen Impuls auf.
Auch in Zeiten generativer KI-Anwendungen sollten Lehrende die akademische Schreibkompetenz ihrer Studierenden aktiv fördern, so Gerdes. Studierende sollten in der Lage sein, Schreiben zum kritischen Denken zu nutzen, den Schreibprozess aktiv zu steuern und schriftlich angemessen kommunizieren können.
Am besten funktioniert das, in dem Studierende selbst ins Schreiben kommen, denn: „Schreiben lernt man durch Schreiben!“.
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Schreibprozesse anstoßen: Ideen und Ansätze
Wie Lehrende in ihren Lehrveranstaltungen Schreibprozesse anstoßen und begleiten können, veranschaulichte Janna Gerdes mittels einiger einfach umzusetzender Ansätze und Ideen:
Beim „informell-explorativen“ Schreiben geht es darum, möglichst spontan zu schreiben (Freewriting) und hinterher darüber zu reflektieren, auf Wunsch auch Textteile mit anderen zu teilen. Eine bekannte Methode dafür ist das One-Minute-Paper, das sich z. B. gut dafür eignet, Vorwissen zu aktivieren, Wissen zu festigen und den Input zu reflektieren – auch ohne dafür KI-Tools zu nutzen.
KI-Tools, wie z. B. kiwi, können ins Spiel kommen, wenn mehrere Textentwürfe zu schreiben sind, beim sog. „Mehrversionenschreiben“. Über ein KI-Tool können mehrere Versionen des eigenen Textes erstellt und die unterschiedlichen Entwürfe verglichen und bewertet werden. Auch diese Methode hilft, Wissen zu festigen – und fördert gleichzeitig die KI-Kompetenz von Studierenden.
Es gibt also einige Möglichkeiten, den Schreibprozess von Studierenden aktiv zu unterstützen. Und damit mehrere Antworten auf die eingangs gestellte Frage „trotz und mit KI zum Schreiben motivieren?“
Nachfolgend die Aufzeichnung des LehrSnacks:
Nachfolgend einige Empfehlungen zum Weiterlesen und Ausprobieren:
Mikromodul „Akademische Schreibprozesse gestalten“
Das Selbstlernmodul ist ein guter Einstieg für Studierende zum Thema Schreiben. Erstellt wurde es in Zusammenarbeit mit der Schreibwerkstatt.
Diese Sammlung enthält einige der im Vortrag erwähnten Methoden und beschreibt sie ausführlicher, u. a. das One-Minute-Paper.
Handreichung „KI-gestützte Schreibstrategien“
Das Schreibzentrum der Goethe Universität Frankfurt hat diese empfehlenswerte Handreichung zum Thema „KI-gestützte Schreibstrategien“ veröffentlicht.
Weiterführende Literatur:
Buck, I. & Limburg, A. (2024). KI und Kognition im Schreibprozess: Prototypen und Implikationen. JoSch Journal für Schreibwissenschaft, 26(1), 8–23.
[gefsus] Gesellschaft für Schreibdidaktik und Schreibforschung. (2022). Positionspapier Schreibkompetenz im Studium: Verabschiedet am 29. September 2018 in Nürnberg.
Grieshammer, E., Liebetanz, F., Peters, N. & Zegenhagen, J. (2013). Zukunftsmodell Schreibberatung: Eine Anleitung zur Begleitung von Schreibenden im Studium (2., korr. Aufl.). Schneider, Hohengehren.
Lahm, S. (2016). Schreiben in der Lehre. Verlag Barbara Budrich.